Termin: 15.05.2019, 20:30 Uhr - 15.05.2019, 22:00 Uhr
KHG Bielefeld

Außerhalb der Armen gibt es kein Heil (Extra pauperes nulla salus)

Grundgedanken und Entstehung der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung mit Jan Niklas Collet

Die Theologie der Befreiung, die sich im 20. Jahrhundert in Lateinamerika entwickelte, ist heute aus der Theologie nicht mehr wegzudenken. Wer sie verstehen will, kann sich zwei Daten vor Augen führen. 1492 entdeckt Columbus die „neue Welt“ und die Europäer erobern Amerika. Das andere Datum ist das Jahr 1969: Die zweite Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe trifft sich in Medellín, um die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) für Lateinamerika umzusetzen. Zum ersten Mal seit der Kolonisierung entfaltet sich ein von einer breiten Basis der lateinamerikanischen Christ*innen getragenes, genuin lateinamerikanisches theologisches Selbstverständnis. Zu diesem Selbstverständnis gehört ihr Fokus auf Fragen nach Glaube und Gerechtigkeit, Privileg und Unterdrückung, Armut und Reichtum, Erlösung und Befreiung. Auf vielfache Weise stellte – und stellt – die Befreiungstheologie damit eine Erschütterung europäischen theologischen Denkens und kirchlichen Selbstverständnisses dar. Dies gilt auch, nachdem sich die heftigsten Auseinandersetzungen um die Befreiungstheologie und ihr Verhältnis zum Marxismus inzwischen zumindest nominal mehr oder weniger gelegt haben – und erst recht angesichts massiver und zunehmender sozialer Ungleichheiten, dem Aufstieg rechter reaktionärer Bewegungen weltweit, globaler ökologischer Krisen usw. Am Abend wird eine Einführung in die Grundgedanken und die Entstehung der Befreiungstheologie gegeben und die Frage nach ihrer Relevanz für das 21. Jahrhundert diskutiert.